Sie wurden vom heftigsten Erbrechen befallen.

Der Marquis hatte ein jährliches Einkommen von 300 000; seine Gemahlin erhielt eine Mitgift von 200 000 Livres und hatte die Hoffnung auf ein beträchtliches Erbe, das sie nach ihres Vaters Tod mit einer Schwester und zwei Brüdern zu teilen hatte.

Warum sie in einem andern Brief an Theria gesagt habe, sie sei verloren, wenn er sich ihrer Schatulle nicht bemächtigen könne? Der Beichtvater, durch den Reiz dieses Versprechens in Versuchung geführt, gab ihnen insgeheim Nachricht, man dürfe nur in dem Keller des Schenkwirts suchen, so werde man den Leichnam des Ermordeten finden. Auch La Chaussée kam gar nicht in Verdacht. Bei diesen Giften des Sainte-Croix werden die Erfahrungen nichtig, die Regeln ungewiß und die Aphorismen lächerlich. Juli 1676, bei Versammlung der großen Kammer und der Kriminalkammer des Parlaments über die Maria Margaretha dÀubray, Marquise von Brinvilliers, gesprochen. Außer daß dieser strenge Sittenrichter ihn mitten im Genuß seiner Freude zu einer Zeit gestört hatte, da der Ehemann selbst entweder ein ganz blinder oder doch ganz kalter Zuschauer dabei gewesen war – stand er jetzt auch seinem Umgang mit der Marquise überall störend im Wege und hinderte ihn aufs neue, die süßen Früchte einer Leidenschaft zu genießen, die durch die Entfernung nicht gedämpft, sondern nur noch mehr gereizt worden war. Allein auf wen sollte man Verdacht werfen? Ohne uns hier auf eine weitläufige Aufzählung aller der Schriftsteller einzulassen, die über diesen Gegenstand geschrieben haben, führen wir bloß das an, was der berühmte Kanonist Dominikus Scoto, der Beichtvater Karls des Fünften, darüber sagt. Zuvor aber soll sie noch auf die ordentliche und außerordentliche Folter gebracht werden, um ihre Mitschuldigen anzugeben. Davon, und von demjenigen Teil ihrer Güter, die der Konfiskation nicht unterworfen sind, sollen 4000 Livres zu einer Buße an den König, 5 000 Livres an die Kapelle des Parlamentsgefängnisses zu Seelenmessen für die Ruhe ihres verstorbenen Vaters, ihrer Brüder und ihrer Schwester, 10 000 Livres zur Schadloshaltung für Frau von Villarceau, die Witwe des Herrn von Aubray, und überhaupt alle Unkosten des Prozesses, auch die von dem Prozesse des La Chaussèe, abgezogen und bezahlt werden.«Die Marquise, welche unterdessen noch in der Hoffnung, ihren Richtern ein Blendwerk zu bereiten, ihre Verbrechen hartnäckig geleugnet hatte, gestand sie jetzt selbst, nachdem ihr Urteil schon gesprochen war. Sie verlangte noch, den Generalprokurator zu sprechen. Sie vergiftete eine Suppe, die sie ihm selbst brachte, und sie war Ungeheuer genug, sie ihm mit der Miene der zärtlichsten Besorgnis für seine Gesundheit selbst zu reichen.Nicht lange, so äußerte das Gift seine Wirkung. Sie habe sich vorgenommen, schrieb sie, alles abzuleugnen und nicht das geringste zu gestehen. Ein kleiner Topf von Porzellan, worin zwei oder drei Unzen präpariertes Opium waren.7. Kaum waren sie aber vor der Stadt, als sich der verliebte Abbé plötzlich in einen grausamen Gefreiten von der Polizeiwache verwandelte und sie den Händen seiner Häscher übergab, welche sie schon hier erwartet hatten.Mit einer Ordre von dem Rat versehen, welche ihm freien Eingang sicherte, begab sich jetzt Desgrais sogleich ins Kloster und nahm alles weg, was er in dem Zimmer der Marquise fand. Man sieht hier die Verzagtheit einer schwarzen Seele, die, fähig die größten Greueltaten ohne Zittern zu begehen, solange sie nicht entdeckt zu werden fürchtet, beim bloßen Anblick des Richters alle Besonnenheit verliert. Sie hatte vor ihrer Gefangennehmung, wie sie vorgab, zwei Beichtväter gehabt. Der berühmte Maler Le Brun stellte sich an einen Ort, wo er sie ganz genau beobachten konnte, um den Ausdruck der Todesfurcht vor einer gewaltsamen Hinrichtung von ihrem Gesicht zu kopieren. Je pense que votre sîte, ma chere Régine,si vous me permettez cette petite familiarité, va également se faire l’écho de cette annonce. Stück für Stück bauen wir die Inhalte weiter aus. Wir wollen aber aus diesem Buche einige Beispiele anführen, zum Beweis, daß auch die Fürsten immer alle ihre Gewalt angewendet haben, die Entscheidungen der Kirche in diesem Punkt zu sichern, der für die Ruhe der Bürger und für das Heil der Gläubigen so wichtig ist.Ein Katalonier, der wegen eines Mordes zum Tode verurteilt war, wollte vor seiner Hinrichtung schlechterdings nicht beichten und wies alle Ermahnungen, ohne einen vernünftigen Grund anzugeben, mit solcher Hartnäckigkeit zurück, daß man anfing zu glauben, die Todesangst habe sein Gehirn zerrüttet. Er starb endlich am 17. Ihren Wagen, setzte er hinzu, habe sie jedesmal in ziemlicher Entfernung vom Hause halten lassen.Die zweite Zeugin war Amande Huet, die Tochter eines Apothekers, welche in dem Hause der Marquise von Brinvillier freien Zutritt hatte und oft dahin kam. Man vertraut ihr das Bekenntnis der Sünden an, um es dem Beichtvater zu eröffnen. Allein sie hat nicht einmal Stärke genug, sich hinter ein bestimmtes Nein zurückzuziehen, und weiß in der Verwirrung nichts weiter als Unwissenheit vorzuschützen. Sie wurde darin als überführt und überwiesen betrachtet, ihren Vater, Drogo dÀubray, und ihre zwei Brüder mit Gift ums Leben gebracht und ihre Schwester nach dem Leben getrachtet zu haben. Allein auch dieses wurde ihr abgeschlagen, weil das Verbrechen des Marschalls, sagte man ihr, bei weitem nicht so abscheulich gewesen wäre wie das ihrige; sie müsse es durch die Entziehung nicht nur des Abendmahls selbst, sondern auch sogar dieses Zeichens desselben büßen.Der Zulauf an Menschen bei ihrer Hinrichtung war außerordentlich groß. In einem dritten Brief endlich schrieb sie dem geliebten Theria: wenn er auch sie selbst nicht mit offenbarer Gewalt befreien könnte, so möchte er wenigstens kommen, um einige von den Pferden an ihrer Kutsche totzustechen und sich der Schatulle zu bemächtigen, weil sie sonst unfehlbar verloren wäre.Keiner von diesen Briefen kam in Therias Hände, weil der Wächter seinen Auftrag verriet. Der heilige Thomas von Villeneuve, Erzbischof von Valenzia, der sich eben an dem Orte befand, wo man dem Katalonier den Prozeß gemacht hatte, erhielt Nachricht von diesem Vorfall und begab sich sogleich selbst zu dem unglücklichen Menschen, um ihn auf andere Gedanken zu bringen und seine Seele zu retten. Hernach aber sagte sie: Sainte-Croix habe das besagte Geld von einem seiner Freunde für sie entlehnt, und sie habe ihm jene Verschreibung dafür ausgestellt.